INT0100016 – Temicare 2.0
Beschreibung
Onkologische und hämatologische Erkrankungen gehören zu den schwersten Krankheiten für Kinder und Jugendliche: zugleich erfordern sie eine hohe und schnell zugängliche Fachexpertise in Diagnostik und Therapie, um die Überlebens- und Heilungschancen zu verbessern. Die Euroregion Pomerania ist ein dünn besiedeltes Gebiet mit einer geringen Dichte an medizinischen Spezialist/innen, sodass der Zugang zum auf das jeweilige Krankheitsbild spezialisierten Zentrum oftmals durch weite Entfernung erschwert und verzögert wird. Die Telemedizin bildet hier ein ideales Instrument, um schnell die nötige Fachexpertise zukommen zu lassen. Seit 2019 hat sich die Kooperation “Temicare” an den Standorten Greifswald, Stettin und Krakau formiert, um durch gemeinsame telemedizinische Konsultationen und grenzübergreifende Lehre krebskranken Kindern zu helfen.
Die Basis für eine gelingende Therapie und Kooperation stellt dabei eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den erkrankten Kindern und ihren Familien dar. Jedoch fällt es vielen Betroffenen mit den bisherigen Möglichkeiten schwer, die körperlichen Prozesse sowie die Funktionsweise einer Behandlung zu verstehen, obwohl dies für die Mitwirkung z. B. bei der Medikamentengabe, bei diagnostischen Untersuchungen oder in Bezug auf Therapietreue sehr wichtig wäre. Bestehende medizinische Fachliteratur ist für junge Patient/innen kaum verständlich und die Informationsflut im Internet mit teilweise fragwürdiger Qualität führen bei den Familien insbesondere mit Blick auf den individuellen Krankheitsverlauf zu Verunsicherung und Verwirrung.
Da Verständnis und Vertrauen jedoch von hoher Bedeutung für die Mitwirkung der Kinder im Behandlungsprozess sind, soll ihnen ein tiefergehendes und adressatengerechtes Verständnis für die eigene Krankheit und den idealen Behandlungspfad ermöglicht werden. Das Projekt Temicare 2.0 greift daher auf innovative Technologien zurück, um Lösungen für diese Herausforderungen zu generieren: Der Einsatz von Virtual Reality-Brillen und auf Künstlicher Intelligenz basierenden Technologien soll im Projekt Temicare 2.0 bezüglich des Nutzens im Kontext der pädiatrischen Onkologie und Hämatologie grenzübergreifend erprobt und erforscht werden, um so die gesundheitliche, psychische und soziale Situation krebskranker Kinder zu verbessern.
Ziel des Projektes ist es, dass die fünf beteiligten Partnereinrichtungen der Standorte Greifswald, Stettin, Krakau, Danzig und Schwedt grenzübergreifend im Bereich der pädiatrischen Hämatologie und Onkologie kooperieren und gemeinsam innovative Technologien nutzen.
Diese Technologien umfassen
– VR basierte Fallbesprechungen und Lehre, welche eine direkte Beteiligung am Austausch ermöglichen
– eine Slide-Datenbank, um gemeinsames Bildmaterial zu nutzen und Personal zu schulen
– ein KI basiertes Fragetool für Patient/innen und deren Familien, welche als seriöse Informationsquelle Sicherheit geben soll
– eine Lern-App für Studierende und Ärztliches Personal, um fachspezifisches Wissen zu trainieren
– gemeinsame telemedizinische Fallbesprechungen und Lehre unter Einbindung der Fachexpertise der einzelnen Partnereinrichtungen
Über eine Lern-App sowie diverse Lehrangebote und insbesondere eine Sommerakademie sollen medizinisches Personal und Studierende grenzübergreifend geschult werden, auch hier werden VR-Brillen eingebunden, um Themen wie Fachenglisch und psychosoziale Begleitung erkrankter Kinder zu vermitteln.
Durch die Erweiterung des bisherigen Temicare-Netzwerkes um zwei neue Partnereinrichtungen können nun diverse Krebserkrankungen fachspezifisch durch das Netzwerk abgebildet werden. Dank dieser zusätzlichen Partner vergrößert sich nicht nur der Kreis der erkrankten Kinder- und Jugendlichen, die von der deutsch-polnischen Kooperation profitieren, sondern es verbessert sich auch die Versorgungsqualität der bisherigen Partnerkliniken.
Der grenzübergreifende Einsatz von VR und KI im Kontext der pädiatrischen Onkologie und Hämatologie soll im Rahmen des Projektes in seiner Wirkung erforscht werden: eine wissenschaftliche Abschlusskonferenz sowie zwei wissenschaftliche Publikationen informieren öffentlich über die Erkenntnisse der gemeinsamen Arbeit.