Integrierter grenzüberschreitender Rettungsdienst Pomerania/Brandenburg (InGRiP)
Beschreibung
Das grenznahe Fördergebiet des vorliegenden Interreg Va-Antrags ist durch seine Randlage auf beiden Seiten der Grenze von dezentraler Infrastruktur und z.T. sehr schwer erreichbarer Besiedlung geprägt. Im Vergleich zu Gebieten, die von rettungsdienstlicher Infrastruktur anderer Landkreise umgeben sind, ist oft die Zeitdauer von der Alarmierung der Rettungskräfte bis zu einer endgültigen medizinischen Versorgung eines potenziellen Notfallpatienten durch längere An- und Abfahrtszeiten deutlich verlängert. Entsprechend schlechter sind die Heilungschancen von Notfallpatienten mit akuten Verletzungen bzw. Erkrankungen, die – genau wie die Allgemeinbevölkerung – vom demographischen Wandel vergleichsweise stark betroffen sind. Die Erschließung der Fläche im Projektgebiet sowie die jeweilige technische und personelle Ausstattung der Rettungsmittel folgen in Deutschland und Polen unterschiedlichen gesetzlichen Regeln. Zum Ausgleich der beschriebenen Nachteile ist das übergreifende Ziel des Antrags deshalb die nachhaltige Verbesserung der Sicherheit der Bevölkerung bzgl. einer zeitgerechten Versorgung von Notfallpatienten auf beiden Seiten der Grenze durch eine deutlich engere und intensivere Zusammenarbeit der Rettungsdienste auf lokaler und regionaler Ebene. Dieses Ziel wird auch durch das im Mai 2013 in Kraft getretene Rahmenabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen über die grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Rettungsdienst gefordert. Die Rettungsdienste im Fördergebiet sollen trotz unterschiedlicher Systemvoraussetzungen befähigt werden, vorbehaltlos und rechtssicher grenzüberschreitende Notfallrettung auf hohem Qualitätsniveau zu betreiben. Nach Herstellung der Transportfähigkeit soll der Notfallpatient für die definitive Therapie deutlich schneller an die nächste für ihn geeignete Einrichtung übergeben werden können. Das Projekt fördert die Zusammenarbeit in Rechts- und Verwaltungsfragen des Rettungsdienstes, sowie die grenzübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bürgern und Institutionen der öffentlichen Verwaltung (Leitstellen, Sozial- und Innenressort, Wojewodschafts- und Marschallämter). Es erhöht die kulturelle und fachliche Akzeptanz von Institutionen zur Daseinsvorsorge des Nachbarlandes und trägt zum Ausbau institutioneller Netzwerke zwischen den Verwaltungen bei. Durch die planbare und leistungsfähige Integration der verfügbaren personellen und technischen notfallmedizinischen Ressourcen kommt es auf der Ebene der Leistungserbringer der Boden- und Luftrettung zu einer nachhaltigen Vernetzung von Rettungsdienststrukturen, die in dieser Form bisher nicht vorstellbar ist.
Zu den geplanten Maßnahmen des Projekts gehört, eine Verminderung der Sprachbarrieren bei der Abwendung und gemeinsamen Bekämpfung von Folgen akuter Erkrankungen und Unfällen. Gegenstand der Förderung ist die Entwicklung und Implementierung einer gemeinsamen zweisprachigen Lern-Plattform zur fachspezifischen Kommunikation auf Tabletbasis. Berufliche Erwachsenenbildung und lebenslanges Lernen sind zentrale Planungselemente notfallmedizinischer Leistungserbringer in Deutschland und Polen. Bestehende und im Projektkontext geplante simulationsbasierte Systeme der Aus- und Fortbildung des Rettungsdienstpersonals werden zur Optimierung des Trainingszustandes sowie der besseren Verständigung mit der jeweils anderen Seite für gemeinsame Aktionen zusammengeführt und gemeinsam genutzt. Der nachhaltige Erwerb fachspezifischer Sprachkenntnisse sowie die fortgesetzte Übung (e-Learning) und wiederholte gemeinsame Anwendung von Sprache im Kontext interprofessioneller simulierter Szenarien im geschützten Raum und darüber hinaus sind die Voraussetzung für den Abbau kultureller Barrieren im beruflichen wie privaten Umfeld.